300 Jahre Johann Wenzel Bergl (1719-1789)

Einfach bezaubernd!

Der im böhmischen Königinhof (Dvůr Kralové) geborene Maler Johann Wenzel Bergl wird üblicherweise nicht zu den prägenden Größen der Barockmalerei in Mitteleuropa gezählt. Dabei üben vor allem seine exotischen Bergl-Zimmer – denen er seine Berühmtheit verdankt – noch heute großen Zauber aus: In diesen Wandmalereien, die er auch für so prominente Kundschaft wie Kaiserin Maria Theresia ausführte, entführt der Künstler in ferne Landschaften, die von seltenen Tieren und fremden Völkern bewohnt werden.

Mehr als nur begnadeter Dekorateur

Am Vorabend der josephinischen Reformen (die eine Reihe seiner klösterlichen Auftraggeber um die Existenz bringen sollten) erfüllte der Maler in idealer Form die Bilderträume seiner Prälaten. Nicht nur für Stift Melk, auch für das Kloster Klein-Mariazell konnte er eine rege Tätigkeit entfalten – wo neben neckischen Gartenpavillons auch seriöse Zyklen mit religiöser Thematik entstanden.

In der Erzählfreude liegt bei diesen Bildern die Stärke Bergls; unverwechselbar ist dabei seine Liebe für kostbare Stoffe und perlenbestickte Roben. Doch auch der Umgang mit der Farbe ist atemberaubend: Virtuos schillern seine Fresken in den Tönen des Regenbogens. Irritieren mögen seine Figuren – welke Schönheiten, deren Gestalten die Ideale der Antike zugunsten einer bittersüßen Expressivität zurechtbiegen. Nicht Charakter, nein, Temperament lautet die Devise.
Mochte die zeitgenössische Kunsttheorie um 1760 auch schon fabulieren von edler Einfalt und stiller Größe – Bergl schenkte der zu Ende gehenden Barockära noch einmal die Heiterkeit eines harmonischen Weltgefüges. In dieser gutmütigen Ordnung war (so befand er) allemal Platz für die Heiligen des Himmels, die Götter des Olymp, aber auch die Wilden des fernen »America«. Dass er im Januar 1789 sterben sollte, am
Vorabend der Französischen Revolution und dem dramatischen Ende aller Barock-Phantasien, mutet daher weniger als Ironie, denn als Gunst des Schicksals an.

Bei aller Unbekümmertheit

Johann Wenzel Bergls Malerei war nicht provokant in ihrem Mangel an Respekt. Ja, er übergeht die Krisen des Menschseins, kommentiert nicht die Krisen des Glaubens angesichts der Aufklärung. Auch spielt er sich nicht als Dompteur geheimer Begierden auf – selbst in seinen ausgelassenen Dekorationen hält er letztendlich nichts vom Exzess. Er will nicht durchdringen. Durchschauen. Denn – Hand auf`s Herz! – wozu…? Wozu desillusionieren, wozu enttarnen (und hierin ist er scharfsinnig), wenn die ganze Welt doch nur Kulisse ist.

Es gibt viel zu entdecken!

Der 300. Geburtstag Johann Wenzel Bergls lädt ein, die Bilderwelten des Künstlers neu zu lesen. Der Blick auf zu Unrecht vergessene Werke kann Seiten des Malers freilegen, die mehr sind als auftoupierte Wildnis für verwöhnte Rokoko-Prinzessinnen.

Einige der bedeutendsten Stätten mit Werken des Meisters haben sich anlässlich des Jubiläumsjahres zusammengetan, um seiner und seines Werkes zu gedenken. Deshalb wird dieses zu einem grenzüberschreitenden Ereignis, das einem eine Ahnung von der Weite Mitteleuropas zur Barockzeit gibt. Die hauptsächlichen Veranstaltungsorte befinden sich in Niederösterreich (Stift Melk, Basilika Klein-Mariazell, Stift Zwettl), Wien und der Tschechischen Republik (Dvůr Králové und Olmütz).

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