Orte des Schaffens

Selbstporträt Johann Wenzel Bergl

Johann Wenzel Bergl zählt zu den weniger bekannten Künstlern des mitteleuropäischen Spätbarock. Sieht man von den „Bergl-Zimmern“ ab, den phantastischen Landschaftsmalereien, die quasi zum Markenzeichen des Malers avancierten, geriet seine umfangreiche Tätigkeit beinahe in Vergessenheit. Dieser Umstand mag einerseits durch die Zerstörung mancher wichtiger Werke begründet sein, liegt aber andererseits wohl auch am expressiven Charakter seiner Figuren, die sich einem klassischen Ideal verweigern. Sicher ist er aber auch auf den dekorativen Wert von Bergls Schöpfungen zurückzuführen. Dabei war sich der Maler dieser Qualität durchaus bewusst, bediente er doch nicht nur die aufwendige Malerei „al fresco“, sondern bot seiner Klientel auch preisgünstigere Lösungen auf trockenem Putz („al secco“) an. Die begrenzten gestalterischen Möglichkeiten, die sich aus dieser technischen Prämisse ergaben, überspielte Bergl mit beneidenswerter Leichtigkeit – der koloristische Effekt, den er zu erzielen vermochte, ist zu den Höchstleistungen der Epoche zu zählen. Auch sein Umgang mit dem Illusionismus ist ausgesprochen individuell; seine mit Phantasielandschaften ausgemalten Zimmer öffnen die Wände in weite Fernen, wobei die eingestellten Pflanzen und Gewächse die Kanten und Übergänge des Realraumes verschleiern.    

Das Werk Johann Wenzel Bergls besticht durch Ambivalenzen, die unter der Oberfläche zu entdecken sind. Unter schablonenhafter Gestaltung verbirgt sich eine leidenschaftliche Expressivität, die weit über die Grenzen barocker Konvention hinausweist. Rauschende Farbigkeit trifft auf Deformierungen der Körper und Gesichter, die das Verlangen nach „schönen“ Gestalten als belanglos hinterfrägt: Im Glitzern, im Schillern hat sich alles einem dynamischen, sich stetig wandelndem Prinzip unterzuordnen. Unter diesem Blickwinkel wird Bergl zu einem Vertreter des Rokoko par excellence.